Gemeindediakonie Lübeck
Schuldnerberatungsstellen in Lübeck warnen vor steigender Überschuldung durch Inflation

Die Inflationsrate ist in Deutschland auf einem so hohen Niveau wie zuletzt vor 25 Jahren. Überaus hoch sind die Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln, Energie, Bekleidung und Kraftstoffen. Dies trifft nicht mehr nur Geringverdienende, Studierende, Auszubildende, Rentner*innen und Beziehende von Transferleistungen, sondern auch Menschen mit regelmäßigem Einkommen, denn auch bei ihnen sinkt die Zahlungsfähigkeit und führt zu einem erhöhten Risiko für eine Überschuldung. Die Schuldnerberatungsstellen in Lübeck möchten die jährlich stattfindende Aktionswoche Schuldnerberatung unter dem diesjährigen Motto „Was können wir uns noch leisten? – Überschuldungsrisiko Inflation“ zum Anlass nehmen, auf die steigende Gefahr der Überschuldung hinzuweisen. „Viele Menschen machen sich große Sorgen und sind verunsichert, wie sie die Zukunft bewältigen können. Das erleben wir tagtäglich in unserer Beratung“, sagt Selma Kästner, Schuldnerberaterin des Rechtsfürsorge e.V. Die Lübecker Schuldnerberatungsstellen erleben zurzeit einen steigenden Beratungsbedarf. „Viele Klienten, die bisher mit ihrem Einkommen zurechtgekommen sind, müssen nun jeden Euro umdrehen und zum Beispiel Angebote der Tafeln wahrnehmen, um sich bis zum Ende eines Monats versorgen zu können“, führt die Schuldnerberaterin aus. Für Wohn- und Energiekosten werden in Schleswig-Holstein laut Schuldenreport der Koordinierungsstelle Schuldnerberatung durchschnittlich 46 % des Haushaltseinkommens aufgewendet. Eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht (https://www.schuldnerberatung-sh.de/themen/schuldenreport-schleswig-holstein-2022-hintergrund-infos.html).
Auch die Beratungsstellen selbst fordern besonders im Hinblick auf den steigenden Beratungsbedarf einen zukunftsweisenden Ausbau der Finanzierung von sozialer Schuldnerberatung. „Soziale Schuldnerberatung verfolgt einen ganzheitlichen Beratungsansatz und unterstützt Überschuldete bei ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Stabilisierung. Sie trägt so dazu bei, dass Verbraucher*innen wieder verantwortlich am Wirtschaftsleben teilhaben können.“, heißt es im Forderungspapier der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). Zur Deckung des realen Bedarfs, sowie zur Vermeidung langer Wartezeiten, braucht es eine flächendeckende, stabile Finanzierung von sozialer Schuldner- und Insolvenzberatung.