15 Jahre Gesundheitsmobil: "Professionalität und Nächstenliebe"

2007 starb eine junge, nicht krankenversicherte Mutter an einer Lungenentzündung. Das war die Initialzündung für die Gründung des Gesundheitsmobils Lübeck durch die Gemeindediakonie Lübeck und die Johanniter-Unfall-Hilfe. Nun feiert das Projekt 15-jähriges Bestehen.

Das Gesundheitsmobil Lübeck fährt aktuell wöchentlich elf Haltestellen in verschiedenen Lübecker Stadtteilen an. Foto: Malte Schierenberg

"Wir reagieren auf etwas, dass es gibt in der Stadt, auf echte, tiefe menschliche Not“, sagte Pastor Kai Gusek, der damalige Geschäftsführer der Gemeindediakonie, vor 15 Jahren. Diese menschliche Not gibt es heute leider noch immer: Sie betrifft u.a. Wohnungslose, Asylsuchende oder Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus, Erwerbslose sowie EU-Bürger und -Bürgerinnen, die prekär beschäftigt sind oder Arbeit suchen. Das Gesundheitsmobil ist, ähnlich einer Hausarztpraxis, mit medizinischer Grundausrüstung ausgestattet. Hilfesuchende erhalten dort niederschwellig eine kostenlose und vertrauliche medizinische Versorgung sowie eine psychosoziale Beratung. Aktuell versorgt und begleitet ein 16-köpfiges ehrenamtliches Team aus medizinischem Fachpersonal sowie Fahrern rund 650 Klientinnen und Klienten im Jahr. Hauptamtlich begleiten die Diplom-Sozialarbeiterin Sabine Steen und Krankenpfleger Thomas Müller die Touren.

„Dank dieses Engagements wird eine medizinische Versorgung für sozial benachteiligte Menschen in Lübeck gewährleistet, die von einer großen Professionalität und Nächstenliebe lebt“, sagte der Schirmherr des Gesundheitsmobils, Ministerpräsident Daniel Günther, anlässlich der Inbetriebnahme des neuen Fahrzeugs 2020. Dessen geplante feierliche Einweihung musste damals coronabedingt ausfallen und wird nun im Rahmen des Jubiläums nachgeholt.

„Ich bin sehr froh, dass das Gesundheitsmobil auch nach 15 Jahren noch von so vielen Freunden und Förderern in der Stadt getragen wird“, so die Geschäftsführerin der Gemeindediakonie Lübeck, Pastorin Dörte Eitel. „Noch immer brauchen wir dieses Projekt in der Stadt. Nicht nur, um kleine Wunden zu heilen, sondern um langsam und stetig etwas zu verändern.“ Das Gesundheitsmobil sei „ein ungemein wichtiges Angebot für die Menschen in Not“, betont auch Hans-Martin Grusnick, Mitglied des Regionalvorstandes der Lübecker Johanniter-Unfall-Hilfe. „Das Zusammenspiel von finanziellem, zeitlichem und menschlichem Engagement macht es überhaupt erst möglich, sozial benachteiligten Menschen eine medizinische Grundversorgung zukommen zu lassen.“ Dem gesamten Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen, „die so viele Menschen versorgen und beraten“ gelte ihr tiefer Respekt und Dank, so Eitel und Grusnick.


„Nach wie vor treffen wir bei unseren Anliegen auf viel Interesse und Verständnis an öffentlichen Stellen“, erklärt die Projektleiterin Sabine Steen. „Aber eine Regel- oder Teilfinanzierung durch öffentliche Mittel, um den Status einer Einrichtung zu erfahren, bleibt weiterhin sehr schwierig. Somit ist die Fortsetzung unseres Projektes immer abhängig von Stiftungsmitteln und Spenden.“ Das Projektteam freue sich über „die tolle Unterstützung durch alle, die helfen, unser Projekt am Rollen zu halten.“ Positiv sei, „dass wir nahe bei den Menschen sind, denen sonst keiner zuhört. Dass wir niederschwellig und präventiv arbeiten und auch im Kleinen viel bewegen können.“


Das unterstreicht auch Max Steinbauer, ehrenamtlicher Fahrer des Gesundheitsmobils: „Ich bin ein Rädchen, aber es braucht viele Rädchen, um etwas zu bewegen.“ Als Fahrer für das Mobil gesucht wurden, wusste er sofort, dass er „aktiv werden“ wollte. Steinbauer: „Medizinische Hilfe zu leisten, wo es nötig ist, ohne Fragen zu stellen, ohne Schwellenängste, ohne eine Abrechnung am Ende - das hat mich schon immer fasziniert.“


Am 22. September wird das Jubiläum in Anwesenheit von Bürgermeister Jan Lindenau, Sozialsenatorin Pia Steinrücke und weiteren Freunden und Förderern in der Aegidienkirche gefeiert – dem Ort, an dem das Gesundheitsmobil 2007 eingeweiht wurde. Zudem wird das neue Fahrzeug offiziell in Dienst gestellt. Es wurde 2020 mit Hilfe von Fördergeldern der Hansestadt Lübeck, der Mackprang-Stiftung, des Inner-Wheel-Club Lübeck, Boy Meesenburg, dem Inhaber der Firma Jacob Cement, sowie Spenden angeschafft.

Das Projekt wird aktuell durch die Possehl-Stiftung, die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck, die Bluhme-Jebsen-Stiftung sowie Boy Meesenburg gefördert.

Infos: www.gesundheitsmobil.org

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